Schlichemwanderweg: Ruinen


RAMSTEINER MÜHLEL

Einst stand hier eine im Jahr 1762 neu gebaute Mahlmühle mit eingebauter Wohnung. Der Antrieb der Mühle erfolgte mit zwei Wasserrädern. Angebaut an die Mühle befand sich eine Reibemühle mit einem Wasserrad. Bis zum Jahr 1864 wurde die Ramsteiner Mühle in Pacht betrieben. Danach kam sie in den Privatbesitz von Josef Fischinger.

1928 erwarb der Müller August Gassner vom Mathias Fischinger, ebenfalls Müller, das Anwesen. Er richtete eine Wasserstube ein und betrieb über eine Turbine einen Dynamo. Das dazu nötige Motorenhaus baute er an die bestehende Mühle, wo einst die Reibemühle stand. Das Anwesen mit Mühle verwahrloste jedoch im Lauf der Zeit und so wurde 1937 der Mahlbetrieb für immer still gelegt. 1938 erwarb Simon Grimm aus Epfendorf die Mühle mit Kanal.

Der bestehende Zulaufkanal wurde seit Bestehen der Mühle nicht verändert, ausgenommen nötiger Reparaturen und lässt sich heute bei einer Wanderung durchs Schlichemtal noch gut betrachten. Von der ehemaligen Mühle, die heute nicht mehr in Betrieb ist, besteht nur noch eine marode Wasserstube.

Quelle
Gemeindeverwaltung Dietingen [Hrsg.) 2010: Heimatbuch Böhringen. Dietingen.
Beitrag von Hansjörg Pirngruber, Epfendorf


„BUWENHAUSEN“

ABGEGANGENER BÄUERLICHER WEILER

Im Unterlauf der Schlichem, 1,7 km vor Einmündung in den Neckar bei Epfendorf, lag vormals ein bäuerlicher Weiler Namens „Buwenhausen“. Es dürfte sich um die Wirtschaftssiedlung für die Burg Urslingen gehandelt haben. Buwen bedeutete soviel wie „Land bewirtschaften bzw. Land bebauen“. Ein Versorgungshof für ein Schloss konnte dementsprechend als Bauhof bezeichnet werden.

Der ehemalige Weiler Buwenhausen lag an einer kleinen Anhöhe neben dem „Brühl“. Es ist davon auszugehen, dass sich außer dem „Meierhof“ hier nur eine verschwindend geringe Zahl an Höfen Platz fand. Der Dorfbach, ein Seitenbach, der früher offenbar „Eusbach“ hieß, kommt aus dem („Buwenhauser) Löchle“ und mündet gleich unterhalb der ehemaligen Siedlung.

In erhöhter Lage entstand auf dem „Kirchbühl“ eine Kapelle, die dem heiligen Georg, dem Krieger- und Altpatron, geweiht wurde. Ein anschließendes Haus und kleine Liegenschaften sollten Pflege und Erhalt des Kirchleins sicherstellen. Die Kapelle gehörte zur Pfarrei Epfendorf. Hierher führten noch in der Neuzeit am Markustag Bittprozessionen, die Pfarrgemeinde sang vor der Kapellentür.

Man erzählt sich: Dieser Kapelle nahm man einst, als sie baufällig geworden war, ihr Glöckchen und hing es ins Epfendorfer Rathaus. Dort soll es am Markustag von ganz alleine geläutet haben, weil man es früher bei solchen Gelegenheiten auch geläutet hätte.

Die Bewohner des kleinen Weilers betrieben anfangs wahrscheinlich vor allem Viehzucht und Weidewirtschaft. Dafür standen bald gerodete Wiesen im Tal und Wälder auf den Halden und auf den Höhen zur Verfügung. In den Grasgärten der Bewohner von Buwenhausen wurden Hühner gehalten. Denn zu Fastnacht sollten alte Hennen, zu Ostern größere Eiermengen und im Herbst junge Hühner abgeliefert werden. Im Ganzen dürfte die Viehzucht gegenüber dem Getreidebau etwas zurückgetreten sein.

Vielleicht brachte die Herrschaft Württemberg um 1400 auch die Verlegung von Höfen aus Buwenhausen auf die Höhen (Butschhof, Wenthof und Ramstein) über dem Tal in Gang.

Damit verbunden dürfte die Neuordnung und Ermäßigung der Abgaben gewesen sein. Es fällt jedenfalls auf, dass Buwenhausen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mehrfach erwähnt wird, danach schweigen die Quellen über den Weiler.

Quelle
Schubring, K., in: Gemeinde Epfendorf [Hrsg.] 1994: Heimatbuch Epfendorf 994 – 1994. Epfendorf.
Textbeitrag von Hansjörg Pirngruber, Epfendorf


ABGEGANGENE SIEDLUNGEN

ENTLANG DER SCHLICHEM

Im Schlichemtal gab es in früheren Jahren mehrere Siedlungen, auf die heute teilweise nur noch Flurnamen hinweisen. Vom Schlichemwanderweg aus sind einige Plätze solcher Siedlungen einsehbar. Daher gilt diesen unsere besondere Aufmerksamkeit.

Kernhausen, das ehemalige Kloster und die Siedlung, lagen unmittelbar vor Ratshausen oberhalb des rechten Schlichemufers und zogen sich ein Stück bergwärts Richtung Plettenberg hin. Das Frauenkloster selbst war eine Stiftung der Herren von Lupfen.

Die Klosterfrauen verließen jedoch 1262 Kernhausen und gründeten in Offenhausen ein Kloster, nachdem ihnen dort ebenfalls Güter samt der Kirche vermacht worden waren.

Das neue Kloster Offenhausen ließ ab dem Jahr 1300 Kernhausen eingehen. Übrig blieb die Kirche, das Mesner- und Kaplaneihaus sowie der Klosterhof. Die Kirche selbst war Pfarrkirche für die Gemeinde Ratshausen bis 1817 und wurde danach wegen Baufälligkeit abgebrochen.

Ein Steinkreuz am Wanderweg zum Plettenberg erinnert an den Standort der Kirche.

Weitere Erinnerungen an die Siedlung sind der Flurname Kernhausen, die Flurstücke Alter Hof und Pfarracker. Auf ihm wurde später beim Pflügen eine Art Wettermonstranz gefunden.

Das „Ratshausener Wetterglöckle“, gegossen um 1400, stammt ebenfalls von der Kernhausener Kirche.

Ein weiteres Dorf direkt an der Schlichem war Holzheim, damals wohl beidseitig der Schlichem gelegen. Die erste urkundliche Erwähnung von Holzheim geschah im Jahr 785. 1269 erwarb das Kloster Kirchberg, eine Gründung der Grafen von Hohenberg, dort einen Hof und die dazu gehörende Mühle.

Rund um Schömberg gab es vom 7. Jh. an mehrere solcher Heimorte die abgegangen bzw. in anderen Orten aufgegangen sind. So wurde ausgangs des 14. Jh. die Stadtmarkung von Schömberg um fast die ganze Markung des Dorfes Holzheim vergrössert.

Die Siedlung lebt heute fort in der zu Schömberg gehörenden „Unteren Säge“ am Vorsee des Schlichemstausees. Ebenfalls erinnert der Wald „Holzinger Berg“, rechts des Vorsees Richtung Plettenberg, an das Dorf Holzheim.

Ortsnamen mit der Endung „Heim“ treten neben den „Ingen-Orten“ in Württemberg besonders häufig auf. Das Grundwort „Heim“ bedeutet ursprünglich etwa „bewohnte Stätte“. Die dazu gehörenden Bestimmungswörter sind mit Vorliebe Himmelsrichtungen wie West-Süd-(Sunt-), Ost-, oder Nordheim. Oft wird auch auf Gegebenheiten hingewiesen, z. B. Tal- Berg-, Tann- oder wie hier Holzheim (bewaldete Umgebung).

Kirchlich gehörte Holzheim zu Schömberg, darüber wird in einer mündlich überlieferten Anekdote berichtet: „In Schömberg habe man Sonn- und Feiertags vor Beginn der Frühmesse eine halbe Stunde lang geläutet, damit die Holzheimer den Weg zur Kirche gefunden haben.“ (Der arme Mesner, damals musste noch von Hand geläutet werden.)

Gab es einen Ort Stockheim? Urkunden darüber gibt es nicht. Der Volksmund berichtet:

Im Gewann Stöcken, Markung Schömberg, das wäre südwestlich der Schlichem, bevor diese in einem engen Bogen Richtung Dautmergen fließt, soll dieser Ort gewesen sein.

Es könnte sich auch nur um ein einzelnes Gehöft handeln. Solche gab es auch im Schlichemtal mehrere, die aber nicht als Siedlung oder gar als Dorf betrachtet werden können.

Spuren von einem weiteren Dorf, das abgegangen ist, finden wir auf Leidringer Gemarkung. Kleinenzimmern war der Name dieser Siedlung, die erstmals im Jahr 1094 in einer Schenkungsurkunde des Schwarzwaldklosters Klosters St. Georgen erwähnt wird.

Das Dorf war bereits um 1500 nicht mehr vorhanden.

Übriggeblieben sind die Gebäude zweier Mühlen, die Michelis- und Brestneckermühle nordöstlich der Schlichem, deren Gebäude vom Wanderweg aus am gegenüberliegenden Schlichemufer zu sehen sind. Dem Lauf der Schlichem folgend kommt zuerst die Micheles- und Richtung Rotenzimmern sehen wir die Brestneckermühle. Es handelte sich um Mahlmühlen die später ums Jahr 1714 durch eine Sägemühle erweitert wurden. Beide Mühlen sind nicht mehr in Betrieb. Zwischen ihnen waren wohl die Häuser von Kleinenzimmern der Schlichem entlang gestanden. Es ist oft der Fall, dass von abgegangenen Siedlungen, die am Wasser gebaut waren, nur die Mühlen übrig geblieben sind, da diese auf die Wasserkraft angewiesen waren.

Der Name Brestneckermühle macht wahrscheinlich, dass eine Burg Brestneck vorhanden war, denn Namen auf –eck sind für Burgen typisch. Um 1650 wird ein Burgstall erwähnt, das deutet ebenfalls auf eine abgegangene Burg hin. Bis zur Reformation etwa 1535 gehörte das Dorf bzw. die übriggebliebenen Mühlen zu Gößlingen. Dort wurde getauft und auch beerdigt. Danach war die reformierte Kirche in Leidrigen zuständig.

Die relativ große Gemarkung von Kleinenzimmern kam erst ums Jahr 1800 zu Leidringen. Diese reichte beinahe bis hinauf zur Ebene. Auch die doch weit entfernten Höfe Amselreute und der Kopfenhof gehörten zur Gemarkung Kleinenzimmern.

Was sind die Gründe für die Aufgabe der erwähnten Dörfer?
Bei Kernhausen ist wohl der Wegzug der Klosterfrauen nach Offenhausen der Grund. Der Klosterhof und alles was damit zusammenhing, Taglöhner usw. waren überflüssig.

Bei Holzheim war eher die neu gegründete Stadt Schömberg ein Grund für die Aufgabe. Die Stadt bot z. B. Sicherheit innerhalb der Stadtmauer, mehr Freiheit und gewerbliche Möglichkeiten.

Bei Kleinenzimmern könnten die Bodenverhältnisse eine Rolle gespielt haben, denn unten an der Schlichem war wenig fruchtbarer Ackerboden. Hier ist Keupergebiet u. a. mit Knollenmergel, der zu Rutschungen neigt. Die Bodenverhältnisse oben in Leidringen waren um ein vielfaches besser.

Literatur
Der Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Hrsg. vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Balingen. 2 Bände. 1960/61.
Schwäbischer Albverein (1951): Orts- und Flurnamen in Baden-Württemberg, bearbeitet von Walter Keinath.
Bumiller, C. (2005): Geschichte der Stadt Schömberg. Schömberg.
Riede, G. (1999): Heimatbuch Ratshausen.
Walter, H. E. (1975): Heimatbuch Leidringen.
Textbeitrag von Berthold Schuß, Schömberg
Bild: Berthold Schuß


DIE HERZOGSBURG URSLINGEN

Die Burgruine Urslingen, gelegentlich auch Ürslingen, Urselingen der Irslingen genannt, liegt auf dem Umlaufberg der Schlichem.

Die Höhenburg wurde erstmals 1178 erwähnt. Die Erbauer waren vermutlich die Herren von Urslingen, welche unter den Staufern teilweise höhere Positionen innehatten.

Die Stammburg der Herren von Urslingen war bereits 1327 in Württembergischer Hand. Schon 1533 galt Schloss Urslingen bereits als Burgstall. Heute ist sie in Privatbesitz.

Von der damaligen Burg sind heute noch einige Mauerreste der Ringmauer mit Schießscharten und den Ansätzen der einstigen Halbschalentürme erhalten.

Quelle
Burgen und Ruinen im Landkreis Rottweil. Internet: burg-ruinen.jimdo.com/raum-oberndorf-a-n/burg-ruine-irslingen/infos/


SALZBERGWERK

BEREICH DER SCHLICHEMEINMÜNDUNG IN DEN NECKAR

Schon ganz am Ende der Zeit Epfendorfs unter der Herrschaft der Reichsstadt Rottweil machte deren Bürgermeister Johann Baptist Hofer 1791 bei Epfendorf die Entdeckung von fünf salzhaltigen Quellen, aus denen das Vieh besonders gern seinen Durst stillte. Hofer dachte sofort an die geringe Entfernung zur Saline Sulz und vermutete, auch bei Epfendorf müsse es Salzlager geben.

Bis 1804 hatte man einen 120 Schuh tiefen Schacht gegraben und eine Kunstpumpe eingebaut, um den Schacht trocken zu legen. Bei dieser Arbeit verunglückte Andreas Schneckenburger, „zerfiel den Schädel, die Beine und Rippen und war plötzlich todt.“

Danach gab die „Saline Gewerkschaft“ ihre Bemühungen auf, in Epfendorf bergmännisch Salz zu fördern. Später, um 1824, wurde bei Rottenmünster Salzlager angebohrt, was im weiteren Verlauf zur Errichtung der Rottweiler Saline „Wilhelmshall“ führte.

Quelle
Hecht, W. in: Gemeinde Epfendorf [Hrsg.] 1994: Heimatbuch Epfendorf 994 – 1994. Epfendorf.
Beitrag von Hansjörg Pirngruber, Epfendorf


HOFGUT RAMSTEIN

Das Hofgut Rammstein ist ein ehemaliges Rittergut und heute unter Denkmalschutz gestellt. Es fand bereits 1247 eine Erwähnung als Burg. Die Burg selbst wurde jedoch 1452 von den Rottweilern aufgrund der gefährlichen Nähe zerstört. Die noch bestehende Hofgutanlage befindet sich heute in Privatbesitz und wird als viehloser Ackerbau- und Dienstleistungsbetrieb betrieben.

Quelle
Beitrag von Hansjörg Pirngruber, Epfendorf


ABGEGANGENES „BRUDERHÄUSLE“

MIT KAPELLE BEIM EHEMALIGEN WEILER „BUWENHAUSEN“.

Ein Einzelgebäude stand nahe „an dem Käppelin“ und inmitten seiner Kraut-, Gr

as- und Baumgärten. Es war zwar zunächst über die Familie v. Mühlheim nach 1336 in den Besitz des Dominikanerinnenklosters Kirchberg. Die Nonnen ließen die Liegenschaft sehr wahrscheinlich von Laienbrüdern bewirtschaften. Jahrzehntelange Tätigkeit, wie u. a. die Unterhaltung der Kapelle auf dem Kirchbühl der Brüder, dürfte dazu geführt haben, dass ihr Wohngebäude nur noch das „Bruderhaus“ oder „Bruderhäusle“ genannt wurde.

Eine Sage will dagegen wissen, das Bruderhaus sei die letzte Zuflucht einiger Tempelritter gewesen, wofür jedoch Anhaltspunkte fehlen.

Der Herrschaft Württemberg gelang es nun um 1400, das Bruderhaus mit seinen Landstücken durch Tausch oder Kauf zu erwerben. Nachdem das Bruderhaus unter württembergische Herrschaft geriet, wurden ihm seine Wirtschaftsflächen größtenteils weggenommen und so teilten sich Tagelöhner mit niedrigen Einkünften das Haus.

Nach der Einführung der Reformation durch Herzog Ulrich mussten die Bewohner die Glaubensrichtung ihres Herrn annehmen, was große Spannungen erzeugte.

1696 erhielt der Pfarrer von Trichtingen den fürstlichen Befehl, die katholischen Einwohner und Bedienten wieder der „reinen Lehre“ zu unterstellen. Die Spannungen steigerten sich 1699 nach dem Tod der alten Bewohnerin des Bruderhäusles. Sie wurde zunächst in dem kleinen Kirchlein (sicher unter Leitung des Pfarrers von Trichtingen) beigesetzt. Der Mann dieser Verstorbenen betrieb jedoch zusammen mit dem Epfendorfer Vogt die Ausgrabung der Leiche, die Nachbargemeinde stellte einen Karren für die Überführung zur Verfügung und die Tode konnte schließlich in geweihter Epfendorfer Erde beerdigt werden. Das war zu viel für Württemberg. Der Epfendorfer Vogt wurde gefangen und 60 Tage in Sulz eingesperrt. Eine Erklärung des Rottweiler Rates, dem Epfendorf unterstand, glättete die Wogen schließlich im September.

Bis zum Jahr 1844 sind alle Häuschen des ehemaligen Weilers einschließlich des Bruderhäusles abgebrannt und nicht mehr aufgebaut worden. Die ehemaligen Einwohner, die zum größten Teil bitterarm waren, suchten eine Bleibe in Epfendorf.

Heute ist der Platz des Bruderhauses in der Flur „Weide Wiese“ von Bäumen und Gestrüpp überwachsen.

Quelle
Schubring, K., in: Gemeinde Epfendorf [Hrsg.] 1994: Heimatbuch Epfendorf 994 – 1994. Epfendorf.